Da der Aschermittwoch ein christlicherFeiertag ist und wie die meisten christlichen Feiertage sein Termin nach der Osterformel des beweglichen Ostersonntags berechnet wird, sind auch die verschiedenen Karnevalstermine „beweglich“.
Wer
bis jetzt noch nicht viel von der „5. Jahreszeit“, dem Karneval, dessen
Sessionsstart am 11.11. des Vorjahres war, mitbekommen hat, der wird
spätestens am Donnerstag vor den „3 tollen Tagen“ nachhaltig daran
erinnert, dass in Düsseldorf „Prinz Karneval“ entgültig das Regiment
übernommen hat. Im Januar ist ihm und seiner Venetia ja schon bei der
„Inthronisierung“ durch die Karnevalisten der Stadtschlüssel überreicht
worden.
An diesem speziellen Donnerstag aber,
dem Altweiber-Donnerstag, sind es erst einmal die jecken Frauen
(Möhnen), die das Rathaus stürmen und auf den Straßen den Herren der
Schöpfung ihre Schlipse und Krawatten kürzen! Die Spitzen dieser
Textilien baumeln dann, wie bei den Indianern die Skalps ihrer Feinde,
am heimischen Wigwam oder in den Büros an gut sichtbaren Stellen, um zu
demonstrieren, wer hier die närrische Führung übernommen hat! Ab
Donnerstag kann man sagen, geht dann fast gar nichts mehr, ohne dass man
hier und da mit dem ausgelassenen Jeckenvolk in Berührung kommt.
Oberbürgermeister (2006: Joachim Erwin) und Präsident des Comitee
Düsseldorfer Carneval (2006: Peter König) erklären den Strassenkarneval
für eröffnet!!
Also, Donnerstag um 11:11 Uhr, Altweiberfastnacht:
Stürmung des Rathauses. Auch in Holthausen gibt es um die gleiche Zeit
ein „Altweibertreiben“. Nach dem Rathaus-Sturm ist um 12:00 Uhr
Schunkeln beim „Ober-Möhnentreff“ auf dem Carlsplatz angesagt! Der
traditionelle Weiberfastnachts-Treff wird mit der Marktgemeinschaft, dem
ältesten Karnevalsverein AVDK (Allgemeiner Verein der Karnevalsfreunde)
und der Schumacher-Brauerei veranstaltet. Stimmung machen hier alt
eingesessene Düsseldorfer, Mitarbeiter des Carlsplatz-Marktes, Bands wie
„De Fetzer“, „Swinging Fanfares“ oder „Alt Schuss“. Es gibt sogar 2
Stunden DJ-Musik!
Die Lufthansa hat sich extra für Altweiberfastnacht einen besonderen Service ausgedacht.
In
deutscher und englischer Sprache werden Passagiere am Flughafen mit
Warnhinweisen informiert, wie z.B. „Rechnen Sie damit, dass Sie
unerwartet geküsst werden.“ Oder für die völlig unerwarteten „Attacken“
der Möhnen auf auswärtige Gäste hat man diesen Warnhinweis parat: „Mit
Scheren bewaffnete Frauen sind nicht gefährlich – sie haben es aber auf
Ihre Krawatte abgesehen.“
Und dann geht es im Veranstaltungskalender der Karnevalisten Schlag auf Schlag:
Freitags
ist dann Richtfest der Rosenmontagszugwagen, eine Art Generalprobe und
letzter Check, ob alles in Ordnung ist. Sitzungen, Kostümreiten,
Karnevalsball oder ein Hausfrauennachmittag, nun läuft die Narretei auf
Hochtouren. Schulen, wenn sie nicht schon am Donnerstag gefeiert haben,
geben ihren Schülern heute Gelegenheit zusammen in der Aula oder
Turnhalle zu feiern. Die Direktorin als Möhne mit Hexennase oder der
Direktor als einäugiger Pirat. Heute sind alle gleich! Und das Gleiche
gilt natürlich auch für die vielen Büros, Banken oder Agenturen, wo man
Chefs, Kolleginnen und Kollegen mal von einer anderen Seite kennenlernen
kann.
Samstag beginnt besonders für Kinder,
Familien und Hausparties die heiße Phase. Man kostümiert sich, man
spielt Indianer und Cowboy, man feiert im Party-Keller oder ist sonst
wie Jeck. Es ist ja schließlich nicht irgendein Wochenende, sondern
Karnevals-Wochenende!
Im Veranstaltungskalender sind Biwak,
Kinderkostümfest, Piratenball, Prunksitzung oder der bekannte
Böse-Buben-Ball angekündigt.
Mittlerweile einen Stammplatz hat an diesem Wochenende der „Tuntenlauf“
auf der Königsallee, der 2006 um 18 Uhr zwischen Bahn- und Grünstraße
stattfindet. Während die Tunten über den Catwalk flitzen, müssen sie
Kamelle werfen und dabei Tiere erraten, die ihnen das Publikum
pantomimisch darstellt. Dabei werden auch die schrillsten und höchsten
Absätze prämiert. Das Gejohle und Gekreische tausender neugieriger
Jecken ist garantiert!
Jetzt sind die Karnevalisten
erst recht in Stimmung und weiter geht es im Programm mit Sitzungen und
Partys in verschiedenen Sälen und Hallen, bei denen es auch besonders
erwünscht ist, kostümiert zu erscheinen. Beste Partystimmung wird dann
auch noch bei der „Heissen Hexennacht“ versprochen. Der Karnevals-Sonntag
beginnt dann etwas ruhiger mit Herrensitzungen, einem Biwak und dem
bunten Karnevalstreiben auf der Königsallee. Hier sollte man unbedingt
um 11:00 Uhr vorbeikommen, am besten auch kostümiert wie so viele andere
Hausgemeinschaften, Kindergärten, Wohngemeinschaften oder
Freundeskreise, die in fantasievollen Kostümen und mit großen und
kleinen Handwagen über den weltberühmten Boulevard laufen. Aber wer nur
mal gucken möchte, der bekommt hier den letzten Anstoß, um den
Düsseldorfer Karneval zu erleben. Auch nicht ganz so jecke Besucher
werden viel Spaß dabei haben.
Wer nicht in die Innenstadt zur Kö
kommen will, kann auch vermehrt in den Stadtteilen karnevalistische
Höhepunkte erleben. Einen Stadtteilkarnevalsumzug, oder wie der
Düsseldorfer sagt „Veedelszoch“, kann man erleben beim Tonnenrennen in
Niederkassel, in Reisholz, Mörsenbroich, Gerresheim, Eller, Itter
(Samstag) und oder beim sehr frühen Umzug in der Nachbarstadt Erkrath (9
Tage vor dem Rosenmontagszug in Düsseldorf). Einen kunterbunten
Karnevalsumzug mit etwa 200 Menschen mit Behinderungen, ihren Förderern
und der „Werkstatt für angepasste Arbeit“ gibt es alljährlich (2006
schon zum siebten Mal!) am Freitag im Südpark in Wersten mit Musik und
einigen Wagen. In Wittlaer ist am Montag fast zeitgleich mit dem
Rosenmontagszug ein kleiner Umzug unterwegs. Alle „Veedelszöch“ sollen
(klein-)kindergerecht sein und bestens dazu geeignet selber mitzumachen.
Dazu gibt es das ganze Wochenende närrisches Treiben auf dem
Carlsplatz, auf dem Rathausvorplatz oder ein mehrtägiges
Karnevalsprogramm im Zelt auf dem Burgplatz, veranstaltet von der
Schlösser Brauerei mit „Blitz-Sitzung“, Altweiber-Party,
„Mallorca-meets-Karneval-Party, der „etwas anderen Karnevalssitzung“ und
noch vieles mehr. Die „Düsseldorf.Marketing und Tourismus GmbH“ (DMT)
und die „Altstadt-Marketing GmbH“, kümmern sich in der Innenstadt um
weitere Angebote und Möglichkeiten, um das närrische Volk die Tage über
bei bester Laune zu halten. Wer aber genaue Termine erfahren möchte,
wird über das Internet oder die Info-Büros der beiden
Marketing-Gesellschaften ausreichend informiert!
Und dann kommt
der Höhepunkt für jeden Karnevalisten, ob mitten im Geschehen als
Teilnehmer oder als Zuschauer am Wegesrand: der Rosenmontagszug!
„Dä Zoch kütt!“
Millionen
von Menschen säumen den Straßenrand entlang des Zuges oder stehen auf
den Balkonen und an Fenstern der Häuser, an denen die bunten Wagen und
Fußgruppen vorbeiziehen. Und der Traum eines jeden Karnevalisten ist es
immer wieder im Zug mitzulaufen oder auf einem der Wagen „Kammelle“ zu
werfen, „Bützchen“ („Karnevals-Küsschen“) zu verteilen oder solange
„Düsseldorf! Helau!“ zu rufen, bis der Hals kratzt.
In eigener
Regie haben dann die Vereine ihre jeweiligen Wagen gebaut, mit viel
Liebe Motive entworfen, selbst in Pappmaché und Draht geformt und
angemalt. In einer Wagenbauhalle im Düsseldorfer Süden stehen diese
Wagen schon monatelang, werden bearbeitet und vom Wagenbaumeister und
seinen Gehilfen begutachtet. Bis es dann soweit ist, können auch schon
mal Veränderungen vorgenommen werden; denn so manche Motiv-Idee ist aus
aktuellen Anlässen, dann hinfällig. Geheime Motivwagen gibt es auch, die
nur kurz vor dem Rosenmontag der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Manche Gesellschaften und Vereine lassen sich von Künstlern unter die
Arme greifen oder geben ihnen den Wagen komplett zur Gestaltung. Das
närrische Volk ist aber für jeden farbenfrohen und witzigen Wagen, jede
fantasievolle Idee der Fussgruppen dankbar und alle sind alljährlich
gespannt, auf welchem Wagen das Prinzenpaar daherrollt.
Und natürlich warten alle am Zugstreckenrand auf die „Wurfgeschosse“, die „Kamelle“.
Die
einfachen Bonbons sind schon lange out und man hofft, dass Tüten mit
Gummi-Bärchen, Spielzeug, Schokolade, Bälle oder andere „Beute“ von den
Wagen herabgeworfen wird.
Europameister im Kamelle-Werfen
Und
damit das „Werfen“ auch nicht so langweilig ist, haben sich pfiffige
Karnevalsmanager Wettbewerbe während der Session ausgedacht in denen
sogar Europameister im Kamelle-Werfen ermittelt werden. Das Düsseldorfer
Kinderprinzenpaar ist 2006 mit der Europameister-Trophäe ausgezeichnet
worden, fürs Schnappen von 273 Schokoriegeln
in 22 Sekunden!
Auf
Tribünen vor dem Rathaus sitzt die geladene Prominenz und an der
Königsallee kann man zwischen Bahn- und Grünstraße gegen Gebühr auf der
Tribüne dem Geschehen folgen.
Der Rosenmontagszug in Düsseldorf
startet, wie in den anderen Rheinmetropolen Köln oder Mainz immer zu
einer fernsehgerechten Zeit. Es kann also nur eine Startzeit um 14 Uhr
dauerhaft genannt werden, aber egal, wer sich in der Innenstadt in der
Altstadt oder an der Königsallee aufhält, kann den Rosenmontagszug über
mehrere Stunden und bei geschickter Einteilung des Standplatzes sogar
mehrmals erleben.
Am Abend des Rosenmontages gibt es auch in
Düsseldorf den „Kehraus“. Im Hotel Nikko findet dann der
Rosenmontagsball statt, aber bitte nur im Kostüm! Der Faschings-Dienstag
dient mehr oder weniger zum langsamen Ausklingen der Narretei, „Wunden
werden geleckt“, Kater vertrieben und im Fernsehen werden noch einmal
Erinnerungen an die TV-Karnevalssitzung in der ausverkauften Stadthalle
aufgefrischt.
Asche auf mein Haupt
Am
nächsten Tag hat uns dann der ASCHERMITTWOCHS-Brauch, der Beginn der
Fastenzeit, wieder eingeholt: „Nee, wat wör dat doch für ne schööne
Zick!“(?)
Der oft gebrauchte Begriff „Fastnacht“
bedeutet im engeren Sinne nichts anderes als den Tag und die Nacht vor
der Fastenzeit. In Frankreich gibt es den Begriff „Mardi gras“ für den
Faschingsdienstag. Dieser „fette (Diens-)Tag“ kann also noch einmal vor
der Fastenzeit in „Saus und Braus“ verbracht werden. Aus diesem Anlass
schlachteten Bauern früher auch schon einmal Hühner (Fastnachtshühner)
um so die Eier-Produktion zu drosseln. „Muzen“, das Fastnachtsgebäck,
wurden schon im 16. Jahrhundert gebacken und von Bauern an Knechte und
Mägde verteilt. Arme Leute bekamen schon mal von Klöstern oder
Stadtverwaltungen etwas von diesem fettreichen Gebäck.
Aschermittwoch
ist der Beginn der Fastenzeit vor Ostern, eine Vorbereitungszeit auf
das Fest der Auferstehung Jesu von den Toten an Ostern und gläubige
Christen gehen morgens zur Kirche, wo ihnen ein Aschenkreuz auf die
Stirn gemalt oder ein wenig Asche ins Haar gestreut wird. Dabei wird
geweihte Asche vom Osterfeuer oder von in der Ostermesse verbrannten
Palmzweigen des Vorjahres genommen.
Worte bei der Kreuzzeichnung: "Gedenke Mensch, dass du aus Staub bist und zum Staub wirst du zurückkehren".
Das
Kreuz aus Asche soll neben dem Symbol für Tod, Vergänglichkeit und
Läuterung ein Zeichen der Wandlung für den Menschen sein, der mit der
Hilfe von Christus für sein Seelenheil sorgt. Im Kirchenjahr beginnt die
„Heilige Quadragesima“, das vierzigtägige Osterfasten, zu dem das
Fasten, Almosengeben und natürlich das Beten gehört.
Die Zahl „40“ ist im Zusammenhang mit der Fastenzeit wichtig:
Vierzig
Tage und Nächte strömte der Regen bei der Sintflut, vierzig Tage lang
mussten die Israeliten bis auf den Einzug ins gelobte Land durch die
Wüste wandern und vierzig Tage fasteten Moses, Elias und Christus.
In
katholischen Gebieten wird auch eine Zurückgezogenheit und
Enthaltsamkeit, was Partys, Bälle oder ähnliche Unterhaltungen betrifft,
befolgt, bzw. angestrebt. Christen sollen durch die Fastenzeit auch
wieder zu sich selbst kommen. Das Bewusstsein soll wieder für das
Wesentliche, das christliche Leben miteinander, geschärft werden. Einer
Gesundung von Leib und Seele steht nichts mehr im Wege, wenn auf
bestimmte Genüsse und allzu verschwenderischen Konsum verzichtet wird.
Was aber in einer Großstadt wie Düsseldorf sicherlich schwierig ist.
Fasten
gehörte aber auch schon zu alten heidnischen Frühlingsritualen, wo so
Entschlackung oder Frühjahrskuren automatisch stattfanden.
Auch heute noch schwören Zeitgenossen aufs Fasten aus gesundheitlichen Gründen.
In
manchen Teilen West- und Süddeutschlands wurden spaßeshalber Geldbeutel
gewaschen und nebeneinander auf die Wäscheleine gehängt, um so zu
verdeutlichen, dass in der Fastnachtszeit auch das allerletzte Geld
ausgegeben wurde.
Am gleichen Tag ist in Düsseldorf auch
die Beerdigung vom Hoppeditz, dessen Figur ja im Garten des
Stadtmuseums symbolisch verbrannt wird.
Der
Aschermittwoch wird traditionell auch mit Fischessen begangen, bzw.
nachdem Hoppeditz sich in Qualm und Asche aufgelöst hat, kehrt die
wimmernde Trauergemeinde in diversen Gasthäusern ein, um sich am Fisch
zu laben. Abgesehen von der Zufuhr wichtiger
Inhaltsstoffe im
Fischfleisch nach all der Karnevals-Völlerei hat der Fisch eine tiefe
urchristliche Bedeutung, die auf Christus selbst hindeutet. Das
griechische Wort für Fisch, „Ichthys“, entspricht mit seinen
Anfangsbuchstaben den Worten: „ Jesus Christus Gottes Sohn Erlöser“.
Eine Symbolik die schon viele Jahrhunderte und für mehrere Generationen
gilt.
Das Allerletzte
Die entgültig letzte Karnevalsveranstaltung der jeweiligen Session bildet dann der „Taxiball“,
der
freitags nach Aschermittwoch für die Taxifahrerinnen und -fahrer
gemeinsam mit der Prinzengarde Blau-Weiss e.V. 1927, der Leibgarde der
Prinzessin Venetia, gefeiert wird.
Mundartdichterin Monika Voss zum Aschermittwoch:
Mem Fastelowend hammer nix mieh ze donn,
mer mösse en Sack on Äsch af jetz jonn.
Kin jecke Klamotte kömmer mieh drare,
däm Hoppeditz dommer Adschüss nu sare!
Dä jecke Kähl wor ons leev on wäht,
hütt deue mer dämm et Bohei onger de Ähd.
Leewe Jong, mer hadden vill Freud on vill Spaß,
Hütt krittste met Schmackes dr Deckel op de Nas.
Schon mal selber ans Fasten gedacht?
Fasten kann heute neben dem körperlichen Fasten auch mal eine Art Auszeit bedeuten.
Gedanken
über die eigene Lebenskonzeption, über den eigenen Weg, den man noch
vor sich sieht, sollten im Vordergrund stehen. Oder man versucht die
Sinnentleerung im Leben nicht zu einem ständigen chronischen Leiden
werden zu lassen. In Klausur gehen, fast wie Mönche im Kloster, ist für
immer mehr Menschen eine Möglichkeit sich selber mal aus dem überladenen
und hektischen leben herauszunehmen und mehr zu sich selbst zu kommen.
Hier
ein paar Tipps und Gedanken zu einigen Fastenmethoden, die auf jeden
Fall nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden sollten!
Heilfasten nach Otto Buchinger
(1878-1966) beginnt mit zwei Entlastungstagen, nach denen der Darm
gereinigt und der Stoffwechsel angekurbelt wird. Während der Kur gibt es
nur flüssige Nahrung mit nicht mehr als 500 Kalorien. Die Dauer der Kur
soll mindesten eine Woche aber längstens sechs Wochenbetragen. Sie kann
als Wander-Urlaub oder in Kliniken
Bei den Entlastungstagen,
die einen oder bis zu drei Tage dauern können, sollte man nur Reis,
Gemüse oder Obst essen. Dabei macht man es seinem Darm etwas leichter
und als Regel gilt:
Morgens Obst, Vollkornreis am Mittag und abends eine leichte, ungesalzene Gemüsebrühe.
Natürlich
ist hier der Verzicht auf Alkohol, Nikotin, Koffein und schwarzer Tee
unbedingt erforderlich! Grünen Tee zu trinken ist dabei in Ordnung.
Eine Milch-Brötchen-Kur
wird vom österreichischen Arzt Franz Xaver Mayr ( 1875-1965) empfohlen.
Zuerst erfolgt die Darm-Sanierung und es wird begonnen mit einem
trockenen Brötchen am Morgen, dass nachdem es 40 Mal gekaut wurde, mit
einem Löffel Milch heruntergespült wird. Die dritte Phase besteht aus
Schonkost mit Obst, Gemüse, Kräutern, wenig Fett und Salz und am besten
kaum Fleisch. Um sich an diese neue Essmethode zu gewöhnen, sollte man
drei bis vier Wochen nach dieser Art und Weise sich ernähren.
Hat sich der Körper einmal darauf eingestellt, kann man so fast unbegrenzt weiterverfahren.
Betrachtet
man die Fasten-Wochen als beendet und „bricht“ somit das Fasten, dann
bedarf es weiterhin viel Disziplin und Umstellung, wenn sich der Körper
wieder innerhalb einer Woche mit Verdauung und Stoffwechsel daran
gewöhnt, anders ernährt zu werden. Kalorien müssen wieder behutsam
gesteigert zugeführt werden und vielleicht klappt es jetzt auch mal
wieder gründlicher zu kauen oder mehr leichte und fettarme Kost zu sich
zu nehmen.
(Entnommen aus einem Magazin der Rheinschen Post.)
Als Kästchen oder Marginalie eingefügt:
Angaben zum Rosenmontagszug 2006:
5.600 TeilnehmerInnen, über 240 Pferde,
72 Rosenmontagswagen, 30 Bagagefahrzeuge,
35 – 80 Tonnen Wurfmaterial („Kamelle“),
6,5 Kilometer langer „Zoch“ – das ist Rekord!
à die Zugstrecke ist nur 5,5 Kilometer lang,
46 Kapellen aus Deutschland, Schweiz, Dänemark und USA,
Geschwindigkeit etwa 2,8 Stundenkilometer,
ca. 800 Polizisten begleiten den Zug,
Gesundheitsamt und Taxi-Innung verteilen über 10.000 Kondome
…und 135 Tonnen „Narren-Müll“
…noch ein paar Fakten:
-2006 rechnet die IHK mit etwa 230 Millionen Euro Umsatz
in Düsseldorf rund um das Karnevalstreiben.
-In der Session 2006 haben 65 Vereine ca. 60.000 Orden geordert.
-1,8 – 2 Millionen feierfreudige Jecken werden jedes Jahr in Düsseldorf erwartet.
Grundlagen zur Versorgung mobiler Narren-Kollektive:
Folgende
kleine Leckereien halten im Magen länger vor und haben sogar etliche
Vitamine zu bieten, Salz erfüllt im Körper wichtige Aufgaben und wer
zwischendurch auch immer mal wieder Wasser trinkt, belastet seinen
Körper weniger in den Feiertagen!
MUZEN
– das beliebte Karnevalsgebäck, ist eine in Fett ausgebackene
Spezialität, die auch ein wenig daran erinnert, dass vor der langen
Fastenzeit Fleisch, Schmalz- oder Eiervorräte aufgebraucht werden
mussten…Zutaten: 125 gr. Butter, 150 gr. Zucker, 3 Eier, 500 gr. Mehl,
halbes Päckchen Backpulver, 2 EL Milch, 1 EL Rum, 5 Tropfen Bittermandelöl, Prise Salz.
Rezept: Butter
mit dem Zucker schaumig rühren und etwa 330 gr. des Mehls und den
anderen Zutaten zu einem glatten Teig rühren. Das restliche Mehl dann
unterkneten, diese Masse dann immer teelöffelweise herauslösen und bei
ca. 175 Grad in der Friteuse ausbacken, Dauer etwa 4 Minuten. In
Puderzucker die noch warmen Muzen wälzen.
SOLEIER – mal schnell zwischendurch, vielleicht mit einer Brezel dazu, einer Gewürzgurke oder einem Röggelchen…Zutaten: 10 – 15 Eier, 4 EL Salz, etwa 1 Ltr. Wasser, ein großes (Einmach-) Glas. Rezept:
Die Eier ca. 8 Minuten hart kochen und dann abschrecken. Die Eier ganz
leicht antitschen ohne, dass die Schale abspringt. Währenddessen das
Wasser aufkochen und die Eier in das Glas legen. Nun die Eier mit dem
Salzwasser übergießen und die ganze Nacht ziehen lassen.
HERINGSSALAT – aber bitte selbst gemacht und nicht mit Konservierungsstoffen aus der Verpackung!...Zutaten:
6 Heringsfilets, 2 Äpfel, 2 Gurken, 1 rote Rübe, 1 Zwiebel, 450 gr.
Kartoffeln, 100 gr. Rindfleisch, 4 EL gehackte Walnüsse, 250 gr. saure
Sahne, ca. 50 gr. Mayonnaise, etwas Zucker, Essig und Pfeffer. Rezept: Folgendes
in Würfel schneiden: Äpfel, Heringe, Kartoffeln (gekocht und
geschält!), Gurke, rote Rübe (gekocht und geschält!), Zwiebel,
Rindfleisch (gekocht!). Nun Walnüsse dazugeben und das Ganze dann mit
der Sahne, die mit der Mayonnaise verrührt wurde, vermengen. Zum
Abschmecken jetzt Zucker, Essig und Pfeffer hinzugeben. Lecker!
UND FÜR DANACH
– Wasser, Apfelschorle, ein leichtes Frühstück, eine leichte Brühe,
Marmelade und frisches Obst. Auch wenn es schwer fällt mit einem
hämmernden Schädel das jetzt zu sich zu nehmen; wichtig ist: keinen
Alkohol und den Salzverlust versuchen auszugleichen! Frische Luft und
ein eingelegter Rollmops sollen hier gut tun. So wird aus dem brummenden
Kater wieder ein schnurrender.
Die Grundausstattung
für einen Jecken ( oder auch „Mummenschanz“ genannt) besteht aus
einigen Lärminstrumenten wie Rummelspot (Topf mit Schweinsblase),
Rassel, Knarre oder auch Pritsche, mit denen böse Geister schon im 14.
Jahrhundert vertrieben werden sollten. Die obligatorische Pappnase muss
unbedingt jeder dabei haben! Eine bunte Mütze findet sich zu hause
sicherlich in irgendeiner Kiste und Schminke fürs Gesicht und die Augen
gehören einfach auch dazu.
Die vielen Glöckchen an einem
der bunten Kostüme hingegen klingen lustig und läuten symbolhaft den
Frühling (das Fest des Lichtes) ein.
…und dann noch ein paar Lieder, damit man nicht nur mitsummt beim Schunkeln, sondern auch ein wenig textfest ist beim kräftigen Mitsingen:
Das Altbier-Lied
Ja, sind wir im Wald hier,
wo bleibt unser Altbier?
Wir haben in Düsseldorf die längste Theke der Welt!
Ja, ja, ja, ja.
Ja, sind wir im Wald hier,
wo bleibt unser Altbier?
Wo ist denn der Held.
der mit seinem Geld
die Rund bestellt?
Ja, wo ist denn der Held,
der mit seinem Geld
die Runde bestellt?
Die Karawane zieht weiter…
Die Karawane zieht weiter, der Sultan hätt Doosch!
Dä Sultan hätt Doosch!
Dä Sultan hätt Doosch!
Die Karawane zieht weiter, der Sultan hätt Doosch!
Dä Sultan hätt Doosch!
Dä Sultan hätt Doosch!
Hände zum Himmel
Und dann die Hände zum Himmel
kommt lasst uns fröhlich sein.
Wir klatschen zusammen und keiner ist allein.
Und dann die Hände zum Himmel
kommt lasst uns fröhlich sein.
Wir klatschen zusammen und keiner ist allein.
Für die Liebe, für das Leben
Für die Liebe, für das Leben,
für mehr Geld im Portmonee.
Wir sind dafür und nicht dagegen,
dass die Welt sich weiterdreht.
Für die Freude am Vergnügen
unser absolutes JA.
Nur für Müde und Asketen
ist die Nacht zum Schlafen da.
Ich hab drei Haare auf der Brust
Ich hab drei Haare auf der Brust,
ich bin ein Bär,
ich zähl sie jeden Tag,
es werden halt nicht mehr.
So ein Bär scheut in der Tierwelt keinen Vergleich,
man kann mit Bären prima kuscheln,
denn so ein Bär ist prima weich.
Wer’s einmal ausprobiert hat, will immer mehr,
ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär.
…wichtige Adresse zur Vertiefung in das Thema „Karneval“:
HAUS DES KARNEVALS
Als
Karnevalsmuseum steht den Düsseldorfern und seinen Gästen eines der
wenigen Museen in Deutschland zur Verfügung, in dem alles rund um das
Brauchtum „Karneval“ einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht
werden soll. Hier können eingefleischte Karnevalisten in Erinnerungen
schwelgen. Wer noch etwas skeptisch der 5. Jahreszeit gegenübersteht
kann sich hier über Hintergründe und verschiedene
Karnevalsgesellschaften informieren. Natürlich steht das haus auch jedem
offen, der mehr über eine Teil Düsseldorfer Stadtgeschichte erfahren
möchte…
Seit 2000 hat hier auch das „Comitee Düsseldorfer Carneval“
seine Geschäftsstelle.
Zollstraße 9
40213 Düsseldorf
Tel.: 0211 – 330101
Fax 0211-31165411
www.comitee-duesseldorfer-carneval.de
Düsseldorf Marketing und Tourismus GmbH
Der Neue Stahlhof
Breite Straße 69
40213 Düsseldorf
Tel.: 0211 – 17202 -0
Fax 0211 – 17202 -3250
www.duesseldorf-tourismus.de
Altstadt-Marketing GmbH
Flinger Straße 20
40213 Düsseldorf
Tel.: 0211- 329594
Fax 0211 - 32 85 30
www.duesseldorf-altstadt.de
…und da war doch noch der „alternative, bunte schrille Karneval“:
SCHROTT-GALA oder SCHROTTI-NIGHT, seit
2000 wird diese witzige und „bekloppte“ Karnevalsshow in der
Hausbrauerei „Uerige“ veranstaltet. Keine herkömmliche Sitzung wird hier
praktiziert, sondern „schrottige“ Kleinkunst, Wortakrobatik oder auch
mal peinliche Gesänge sollen „Spaß an der Freud’“ machen, der die tollen
Tage über anhält.
Auch die Vorauswahl der „Künstler“ am
gleichen Ort hat es in sich – also unbedingt in den eigenen
karnevalistischen Kalender eintragen!
„Uerige“, Berger Straße 1 /Ecke Rheinstraße, 40213 Düsseldorf, www.uerige.de
STUNKSITZUNGEN
ist das Schlagwort, das aus Köln über Neuss nach Düsseldorf alle Jahre
wieder herübergeschwappt ist und im ZAKK an der Fichtenstraße schon zu
einer Traditionsveranstaltung in der Düsseldorfer Karnevalszeit gehört.
Sämtliche Sitzungen haben riesigen Zulauf und sind fast immer
ausverkauft. Aber so mancher Besucher sieht in dem ehemals alternativen,
politischen und kabarettistischem Karnevalstreiben auf der Bühne heute
eher etablierten Karneval, der bis an dümmliche Geschmacksgrenzen geht.
Wer sich selber ein Bild davon machen will, der sollte sich so früh wie
möglich über genaue Termine der Stunksitzung informieren und Karten
sichern.
(Die
Stunksitzung ist 1983 von Kölner Studenten ins Leben gerufen worden, um
eine Alternative gegenüber den Prunksitzungen des Kölner Karnevals in
Form einer politischen Kabarett-Sitzung zu bieten. Als „Irokesen-Heinz“
hatte dabei der Kabarettist Jürgen Becker bis 1995 die Rolle eines
Präsidenten übernommen.)
Eine etwas andere Art, seine Abneigung gegen den traditionellen Karneval zu zeigen ist neuerdings beim Anti-Pappnasen-Festival
„Unite against Karneval“ zu sehen. 2006 spielten z.B. Planlos,
Ohrwurm-Rockstars oder Garather Streetpunks Broilers für
Tote-Hosen-Fans, tätowierte Badboys oder normale Abrocker, die sich in
alternativer Karnevalsstimmung ertränken wollen. Ort ist das TOR 3 auf
der Ronsdorfer Straße 143, Tel. 0211-7336497.
…auch als Marginalie möglich:
Zitate Heinrich Heines zum Thema „Karneval“:
„Aber
heute ist schon Faschingssonntag […], und morgen und übermorgen sind
die gefährlichsten Tage für die öffentliche Ruhe. Das Volk überlässt
sich dann einer wahnsinnigen, fast verzweiflungsvollen Lust, alle
Tollheit ist grauenhaft entzügelt,
und der Freyheitsrausch trinkt dann leicht Brüderschaft mit der Trunkenheit des
gewöhnlichen Weins.“ (aus „Lutezia“)
„Im Schloß zu Düsseldorf am Rheine wird Mummenschanz gehalten;
da flimmern die Kerzen, da rauscht die Musik, da tanzen die bunten Gestalten.“
(aus Romanzero“)
Schunkeln in der Region um Düsseldorf:
Wer
es etwas ruhiger oder „anders“ mag, der kann sich auch im Umland mal
bei diversen Karnevalsveranstaltungen und Umzügen umschauen.
In
Erkrath, Hilden, Langenfeld, Monheim, Ratingen, Haan, Heiligenhaus,
Neuss, Wülfrath, Velbert gibt es genügend Altweiber-Karnevalsfeiern,
Straßenkarnevals-Umzüge oder Sitzungen und Paraden. Für Kinder und ganze
Familien gibt es immer wieder Angebote.
Dazu sollte sich jeder
Jeck im Internet rechtzeitig die diversen Kalender runterladen oder im
Vorfeld Programmhefte, Zeitungsbeilagen und Handzettel besorgen, damit
man die „Tollen Tage“ oder die „5. Jahreszeit“ in vollen Zügen geniessen
kann!
Vom „Geistervertreiben“ bis zum „Zoch“ im Mai
Bevor
das kirchliche Fasten und das ausschweifende Feiern in unserer Region
zum Karnevals-Brauchtum führten, standen natürliche, urmenschliche und
heidnische Rituale als Paten bereit. Die dunkle Jahreszeit ging ihrem
Ende zu, der Frühling nahte. Böse Geister wurden mit bösen und
hässlichen Masken vertrieben, Lärm und Gejohle machte allen Mut und den
Dämonen Angst und schnelle Beine. Um Haus, Hof und Felder vollends fürs
ganze Jahr von den Geistern zu befreien, legte man sich Felle oder
Strohbüschel um, das sollte noch mehr abschrecken. Diese Leidenschaft
sich zu Verkleiden hat sich bis heute wohl noch erhalten.
Bei den
Kulturen des Mittelmeerraumes lassen sich ähnliche Feste, die meist mit
dem Erwachen der Natur im Frühling in Zusammenhang stehen, nachweisen:
In Ägypten feierte man das ausgelassene Fest zu Ehren der Göttin Isis,
die Griechen veranstalten es für ihren Gott Dionysos und die Römer
weihten es ihrem Gott Saturn und nannten die Festtage die
Saturnalien.
Aus dem 3. Jahrtausend v.Chr. gibt es eine
Überlieferung, wo zum ersten Mal das Gleichheitsprinzip bei
ausgelassenen Festen praktiziert wird -- und es ist bis heute ein
charakteristisches Merkmal des Karnevals: Eine altbabylonische Inschrift
aus dem gibt Kunde davon, dass unter dem Priesterkönig
Gudea ein siebentägiges Fest gefeiert wurde und zwar nach Neujahr als
symbolische Hochzeit eines Gottes. Die Inschrift besagt: “Kein Getreide
wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt
und der Sklave an seines Herrn Seite. Die Mächtige und der Niedere sind
gleichgeachtet.”
Zurück ins Rheinland: Eine erste
„Karnevalsgesellschaft“, so spekulieren jene, die gerne schon ganz früh
karnevalistische Wurzeln in unserer Gegend entdeckt haben wollen,
tauchte 1381 unter dem Namen „Geckenorden“(„geselscap van den gecken“)
auf. In dieser Organisation ließ Graf Adolf von der Mark (später durch
Heirat „von Kleve“) aus der Umgebung Freiherren, Grafen und Ritter bei
Zusammenkünften eine gemeinsame Bekleidung, mit einem Gecken-Abbild
daran befestigt, tragen.
Außerdem sollte genügend Platz für
Scherz und Freude bei regelmäßigen Treffen sein. Hintergrund dafür mag
nicht nur die Rheinische Frohnatur gewesen sein, sondern auch der
Gedanke daran, dass es zunehmende innerdeutsche Streitigkeiten gab, die
durch solch unterhaltsame Zusammentreffen vielleicht ungeschminkter
ausgesprochen und thematisiert werden konnten. Sicherlich sollte auch
der Besitzstand der einzelnen Vereinigungsmitglieder gesichert werden.
Vielleicht klingt auch ein wenig die Rolle des Hofnarren an, der ja als
einziger die Wahrheit hinausposaunen durfte… Dieser Gedanke ist bei der
Bevölkerung sicher dankbar aufgenommen und noch weiter ausgebaut worden.
Büttenreden, Lieder und auch die Hoppeditz-Reden haben da eine ihrer
Wurzeln.
In einem Schreiben von 1440 gibt Herzog Gerhard
(1437-1475) die Weisung, das Schloss „schönstens und bestens für den
Fastelovend herzurichten“, damit wieder ein „Ereignis des Jahres“ daraus
wird, das eine höchst willkommene Abwechslung zu eintönigen Tagen auf
den Burgen im bergischen Umland bietet.
Im 15. Jahrhundert kamen
die Herzöge besonders gerne zur Fastnachtszeit auf das Schloss nach
Düsseldorf, „um dort die Tage in zahlreicher Gesellschaft bei Tanz und
Schmaus zu verleben“. Das wird 1585 bei der Hochzeit von Jakobe von
Baden und dem Jungherzog Johann Wilhelm noch getopt mit fast
unbeschreiblichem Prunk eines Maskenzuges, der aber im Juni gelegen,
nichts mit Karneval zu tun hatte, sondern nur die Verliebtheiten in
einen „Mummenschanz“ aufzeigt. Später dann, im Jahre1697, wird von
Schwerttänzen seitens Düsseldorfer Metzger vor dem Hofe Jan Wellems
(1658-1716) berichtet, was belegt, dass auch die einfache Bevölkerung
nicht nur ihre Kunstfertigkeiten zeigen wollte, sondern auch am Karneval
aktiv teilnahm und mit einbezogen wurde. Schon bei Herzog Gerhard
sollen solche Schwerttänze, bei dem der „Winter geköpft“ wurde, damit
der Frühling kommen kann, aufgeführt worden sein. Jan Wellems Gemahlin
Anna Maria berichtete ihrem Onkel ausführlich von großartigen
Maskenfesten und Narretei, die nicht nur zur Karnevalszeit stattfanden.
Am Burgplatz und in angrenzenden Gassen schlich sich ums ein oder andere
Mal Jan Wellem gut verkleidet unters heitere Narrenvolk. Häufig
verkleidete sich das Regentenpaar auf Maskenbällen auch gemeinsam als
Gastwirte und bedienten die Gäste. Im 1696 eröffneten ersten Opernhaus
an der Mühlenstrasse gab es „Karnevalsopern“, die aber nur so hießen,
weil sie an Karneval aufgeführt wurden. „Alt und jung ergötzte sich
jubelnd an harmloser Mummerei“ schreibt 1921 Stadtarchivar Friedrich Lau
kurz und knapp zum Thema „Anfänge des Karnevals“ in einem kleinen
Abschnitt. Das Fastnachtstreiben trug bis ins 18. Jahrhundert familiäre
Züge, man kannte sich von Angesicht zu Angesicht in der noch kleinen
Stadt. In den Nachbarschaften und bei den Bewohnern einzelner Straßen
fanden „Fastnachtszusammenkünfte“ statt. Aber alles eben nicht so
ausschweifend, wie schon Ende des 18. Jahrhunderts in der Alten Kanzlei
oder in der Flingerstraße. Von Ausschreitungen waren diese Feste aber
auch nicht verschont, was zu Verboten von „unziemlichen Kostümen“ und
das „Mitführen von Waffen und Stöcken“ führte. Die „Gulich und bergische
wochentliche Nachrichten“ gaben 1781 eine Karnevalsbeilage heraus, die
sehr humorvoll gewesen sein muss und noch einmal unterstreicht, dass
Karneval schon lange ein großes Volksfest in Düsseldorf war.
Während
der Besatzungszeit 1795 bis 1801 untersagten die Franzosen Maskeraden
auf den Straßen grundsätzlich, Maskenbälle in den Häusern aber nicht. Es
wurde üblich, dass jeder Maskierte sich eine Erlaubniskarte kaufen
musste. Die Einnahmen davon dienten sozialen Zwecken, wie dem Armenhaus.
Das war auch in den kommenden Jahren so ähnlich geregelt.
Davon
ließen sich die Düsseldorfer aber nicht ihren Spaß an der Freud’
verderben. Und selbst, wenn sie keinen Stüber für die Maskenbälle sich
leisten konnten gab es genug Ausweichmöglichkeiten sich zu verlustieren.
An den Fastnachtstagen durften Gast-, Wein- und Kaffeestuben sogar die
ganze Nacht über geöffnet haben!
Mit großer Freude
stellte das neu entstandene Carnevals-Comité 1825 fest: „Unser Volksfest
– denn so muß man unseren diesjährigen Karneval nennen – war durch
Kraft und Einheit schnell zu Stande gekommen. Mit Ueberraschung
verbreitete sich der Plan unserer Festlichkeiten durch die Stadt; eine
menge Theilnehmer erbot sich theils zu kriegerischen, theils zu
diplomatischen und bürgerlichen Rollen; alle Uebrigen zeigten ihre rege
theilnahme durch baare Geldbeträge oder, was noch dankenswerther war,
durch freiwilliges Herleihen ihrer Wagen und Geschirre, so dass also in
diesen Faschingstagen ein Gemeinsinn, eine Gesammtkraft geweckt und
gezeigt wurden, die nicht zu den gewöhnlichen gehören und daher ein
ruhmwürdiges Andenken verdienen.“ Was da so freudig resümiert wurde, war
der erste Düsseldorfer Rosenmontagszug, ein Ritterturnier auf dem
Carlsplatz und das gesamte närrische Treiben im Karneval des Jahres
1825.
Zum ersten Mal wurde dem Karnevalstreiben ein
fester Rahmen gegeben und der „organisierte Karneval“ begann auch gleich
einen Rosenmontagszug auf die Beine zu stellen, an dem auch viele
bekannte Künstler sich beteiligten wie Andreas Achenbach, Carl Gehrts,
Norbert Burgsmüller oder Wilhelm Camphausen. Ferdinand Freiligrath oder
Hoffmann von Fallersleben dichteten Karnevalslieder. Überhaupt ist die
Beteiligung des Künstlervereins „Malkasten“ eine enorme Bereicherung des
Düsseldorfer Karnevals gewesen. Die „Malerredouten“, die
Fastnachtsscherze und die Maskenfeste inmitten herrlichster Dekorationen
waren „Sterne am Himmel des Karnevals“! Die „Feste des Karnevals in
einer höheren Sphäre“ sind bis in unsere heutigen Tage sehr beliebt.
Der
erste Rosenmontagszug mit dem „Held (Prinz) Karneval“ soll von einer
„unermesslichen Zahl“ von Zuschauern bejubelt worden sein. Selbst Blinde
hätten sich durch die Straßen führen und den Zug sich beschreiben
lassen.
Am Dienstag danach gab es dann auf dem
Carlsplatz das berühmte Fastnachtsspiel. Berühmt deshalb, weil davon ein
kolorierter Kupferstich von E. Thelott und H. Stilke gemacht wurde, der
immer wieder gerne zur Bebilderung damaliger Karnevalfeste auf dem
Carlsplatz herangezogen wird. Das Spiel bestand aus einem Ritterturnier,
wo mit einer Lanze nach dem Ring gestochen wurde. Es war, wie der
Rosenmontagszug ein Ereignis, dem viele Menschen aus Nah und Fern
beiwohnten und „Volksmassen“ zogen an diesem Tage noch lange freudig
feiernd durch die Altstadtstraßen.
Im darauffolgenden Jahr dann
dieser Auszug aus einer Bekanntmachung: „.3. Gewaltsames Eindringen in
Häuser und Läden, Beleidigungen oder Redereien aus streitsüchtiger
Absicht, Verletzung der Ehrbarkeit und guten Sitten durch Aeußerungen
oder Gebaerden sind den maskirten Personen strenge untersagt.“
Tja,
und immer wieder wurde das ausschweifende Feiern der Düsseldorfer und
vieler Besucher, die extra nach Düsseldorf zum Karnevalfeiern kamen, in
geordnete Bahnen gelenkt. Auszug aus der Städtischen Polizeiverordnung
von 1880:
„1. Die Maskeraden auf den Straßen und
öffentlichen Plätzen sind nur an 3 Carnevalstagen erlaubt…Alle
maskierten Personen, die auf den Straßen oder Bällen und an sonstigen
der öffentlichen Lustbarkeit gewidmeten Orten, zu welchem dem Publikum
der zutritt gegen Eintrittsgeld gestattet ist, erscheinen, sind
verbunden, sich mit einer Polizeikarte, welche auf verlangen der
Polizeibeamten denselben jederzeit vorzuzeigen ist, zu versehen. Diese
Karten sind auf einen Tag gültig und können gegen eine zur Armenkasse
fließende gebühr von 25 Reichs-Pfennig pro Karte auf dem Polizeibeamte
sowie bei jedem exekutiven Polizeibeamten in Empfang genommen werden.“
Aus
der Flut von sich jetzt bildenden Karnevalsvereinen im 19. Jahrhundert
sind nur sechs übrig geblieben: Allgemeine Verein der Karnevalsfreunde
von 1829, Düsseldorfer Radschläger (1880), Tonnengarde Niederkassel
(1887), Große Karnevalsgesellschaft/Kaffeepöttche (1890), Düsseldorfer
Bürgerwehr (1892) und Närrisch Welthus (1893). Büttenredner und
Liederdichter sollen bei den Sitzungen kostenlos aufgetreten sein und
ein Ehrentrunk aus dem vergoldeten Pokal, eine Ehrenmütze des Vereins
oder ein Orden waren die einzige Entlohnung, aber auch große
Anerkennung.
Im Jahr 1906, als kein Rosenmontagsumzug
stattfand, muss wohl die Bevölkerung in Düsseldorf trotzdem in großer
Feierlaune gewesen sein, denn wieder mal hieß es von oben herab
verordnet: „Verboten sind Verkleidungen sowie Verteilung von bildlichen
Darstellungen….welche gegen die Religion oder gute Sitten
verstoßen…Gegenstände der öffentlichen Achtung herabwürdigen oder das
Anstandsgefühl verletzen.“ Konfettiwerfen und Papierschlangen auf den
Straßen war ebenso reglementiert wie laute Misstöne mit Tröten oder
ähnlichem Lärmwerkzeug. Aber wie immer zu dieser Zeit war die
Alleestraße (heute Heinrich-Heine-Allee) rappelvoll mit Herren in feinem
Zwirn, verkleideten Kindern, Damen mit großen Hüten und dem wachsamen
Augen der Polizei.
Gesellschafts-Maskenbälle,
Kostümfeste, Tanz und vielfältigste Unterhaltung gab es in Restaurants,
größeren Sälen (z.B. Tonhalle, Apollo), Hotels und zahlreichen
„Bierpalästen“. Zu dem bunten Narrenvolk gesellten sich Drehorgelmänner,
Harmonika- oder Mandolinen-Spieler und die beliebten
„7-Brüder-Kapellen“. Das waren Blaskapellen, die damals nur zu
Karnevals- und Kirmestagen spielen durften. Sie brachten manche Lokale
oder Säle ganz spontan zum schunkeln. Gerangel um Zuschüsse für den
„Zoch“ oder Kirchliche Vereine, die das Familienglück bedroht sahen,
machten es den Karnevalisten in der Zeit bis zum 1. Weltkrieg doch
immer wieder schwer, weiter Rosenmontagszüge zu veranstalten. Aber
tatkräftige Düsseldorfer, besonders wieder die „Malkasten“-Künstler,
ebneten dem närrischen Treiben weiterhin den Weg. Die Krisenzeiten der
Weltkriege und der Nachkriegsjahre überschreibt Alfons Houben in seinem
Buch „3 x Düsseldorf Helau“ so: „Man tat nur so, als ob man ausgelassen
wäre“ oder „Beim Karneval ließen die neuen Herren den Holzhammer noch in
der Tasche“. Weitere Überschriften sind “Bald nach dem Krieg wieder
Jeck“ oder „Es ging nicht immer alles fröhlich zu.“ Fehlte eine führende
und organisierende Hand, dann fiel auch schon mal ein Zug aus, in
akuten Kriegsjahren wurde es behördlicherseits verboten sich
karnevalistisch zu betätigen. „Humoristische Abende“ oder hier und da
mal ein Ball sollten den Karneval auf geringer Sparflamme aufrecht
erhalten. Es ging sogar soweit, dass Karneval verpönt war und dafür in
diversen Unterhaltungsstätten ein „schrankenloses Vergnügungsleben
herrschte“. 1928, 1929 und 1930 taten sich aber wieder Heimat- und
Karnevalsvereine zusammen, die Künstlerschaft und das federführende
Presse- und Verkehrsamt der Stadt, um „wohlgelungen gelobte“ Züge auf
die Beine zu stellen. Der Zug im Jahr 1929 wurde mit großer
Spendenfreudigkeit der Bevölkerung unterstützt und bei 18 Grad minus
schunkelten sich alle herrlich warm! In den 1930er Jahren ging die
Anpassung zugunsten der NS-Bewegung schleichend voran und manch ein
Zeitgenosse wunderte sich, dass das NS-Regime nicht „mit dem Holzhammer
zu Werke ging“. Ja es ging sogar soweit, dass man dem Karneval nach
Kräften helfen wollte, wo er doch viele Jahre des Kampfes um Zuschüsse
hinter sich hatte. Ein Zitat in einer Heimatzeitschrift: „So können wir
in freudiger Erwartung zu neuen Taten rüsten, in kämpferischer Liebe zu
Heimat, Volk und Führer!“ Diese Haltung gegenüber den Karnevalisten fand
aber nicht nur Befürworter oder Mitläufer, sondern auch entschiedene
Gegner und das auch bei Vereinsvorständen. Bilder von Hitler, Göring
oder Goebbels, die noch an der Wand hingen bei Büttenreden oder anderen
Karnevalsveranstaltungen, mussten für diese Zeit entfernt werden. In
diesen Zeiten sind auch vermehrt Damensitzungen zu registrieren und
sogar ein Amazonenkorps hat sich gegründet. Die Frauen emanzipierten
sich im Karneval relativ beachtlich. Einer der führenden Köpfe der
Karnevalisten, Leo Statz, wurde 1943 wegen seine ablehnende Haltung
gegen das Regime und trotz vieler eindringlicher Gnadengesuche am
Allerheiligentag hingerichtet. Ihm ist eine karnevalistische
Verdienstmedaille gewidmet. Nach zaghaftem Wiederbeginn des Karnevals
fand 1949 wieder ein „Zoch“ statt, ganz Düsseldorf sang und lachte.
In
den 1950er Jahren schlichen sich auch immer wieder politisch heikle
Themen in die Gestaltung der Wagen und Fußgruppen ein, was aus Bonn
einige Rüffel einbrachte. Hinter den Kulissen der Karnevalisten ging es
auch nicht immer friedlich zu und es gab so manche Vereinsaustritte oder
Neugründungen und harsche Kritik am Charakter der Karnevalssitzungen.
Verkommen zu „Schaustellungen rein repräsentativen Charakters“ böten
dieser nur noch eine Plattform zum „Erzählen von faulen Witzen“. Das
fröhliche Treiben auf den Straßen hat nachgelassen und sich mehr in die
Häuser und Säle verzogen. Dort aber sollen nahezu „paradiesische
Zustände“ geherrscht haben.
Im Jahre1990 gab es etwas
ungewöhnliches im Winterbrauchtum: ein Rosenmontagszug im sonnigen Mai!
Der Orkan „Vivian“ zwang aufgrund seiner Zerstörungskraft kurzfristig
den „Zoch“ abzusagen und zu verlegen.
..jetzt ein paar Begriffe
(Alt-)Weiberfastnacht
Seinen Ursprung soll dieser ausgelassen gefeierte Donnerstag in Bonn-Beuel gehabt haben.
In
Köln soll es im Mittelalter „Pfaffenfastnächte“ gegeben haben, wobei es
in Nonnenklöstern hoch hergegangen sein soll. 1729 waren verkleidete
Nonnen „voller Lust“ mit Feiern, Tanzen und Springen tagsüber
beschäftigt und nachts, wenn die Äbtissin schlief, wurde bei Kaffee und
Tee Karten oder Dame gespielt. Aber schon im 14. Jahrhundert sollen in
Städten die Ehefrauen aus „ratsfähigen Familien“ zu einem eigene
Festmahl mit Tanz eingeladen worden sein. Witwen, Jungfrauen und auch
Freudenmädchen wurden ab und zu als Gäste begrüßt. Nach vielen Jahren
haben die Frauen solche Feierlichkeiten selbst in die Hand genommen und
dabei auch spezielle Zeremonien festgelegt. Dazu gehörte auch das
befristete Recht, den Herren der Schöpfung zu befehlen.
Der Begriff Karneval
Im
17. Jahrhundert formte sich aus dem italienischen „carne vale“ unser
heutiges „Karneval“. Übersetzt heißt das so viel wie „Fleisch, lebe
wohl“. Nach Angaben der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hängt
dies wiederum mit dem Kirchenbegriff für den „Sonntag vor der
Fleischenthaltung“ zusammen und dieser wurde mit „Domenica ante carnes
tollendas“ tituliert. Der Begriff „Fastnacht“ sagt ja auch nichts
anderes, als dass in der Nacht vor dem Fasten noch kräftig gefeiert
wird. Wie wir wissen, geschieht dies nicht nur an einem Abend oder in
einer Nacht sondern eine ganze Jahreszeit lang, nämlich in der „5.
Jahreszeit“!
Eine andere Quelle sieht die Wurzel des Begriffs
„Karneval“ in der Bezeichnung für die farbenprächtigen Schiffskarren,
die bei den Römern in Umzügen zum Wiederbeginn der Schifffahrt
mitgeführt wurden: „carrus navalis“ hießen diese. Den Aschermittwoch,
der zu „Fleisch, lebe wohl“ passen würde, kannten die Römer vor der
Übernahme des Christentums als Staatsreligion nicht.
Düsseldorf „Helau“!
Woher
der Narrenruf kommt, liegt ein wenig im Dunkeln und mancher sieht eine
Verballhornung des kirchlichen „Halleluja“ darin oder den
niederrheinischen Hirtenruf „Helo“. Der Jubel- und Freudenruf
germanischer Stämme – Helava, Helau und Halav – sollen auch ein Ursprung
sein. 1833 fand nach einem Maskenspiel auf dem Burgplatz abends, wie es
heißt, die “Verlobung des Hanswursten unter Helau und Habuh mit Anna
Dorothea Petronella Weichbusen” gefeiert. Erklärungsversuche gibt es
genug. Manche vermuten hinter dem “Helau” eine Abwandlung des Anrufs
“Hallo”, der englisch ausgesprochen - “hällou” - dem Schlachtruf der
Narren noch näher kommt. Andere bringen das Wort mit “Hellblau” oder
“Halbblau” im Gegensatz zu Ganzblau (Zustand) in Zusammenhang. Ebenso
zweifelhaft wie diese Deutungen dürfte jene sein, die “Helau” vom alten
Ruf “Hol-über” ableitet, mit dem “Spätheimkehrer” nach dem Besuch -
nicht nur - karnevalistischer Veranstaltungen die Fähre von der anderen
Rheinseite heranholten.