Wer beim Karneval von Anfang an dabei sein will, der muss sich unbedingt den 11.11. dick im Kalender anstreichen !!! Pünktlich um 11:11 Uhr reckt und streckt sich noch ganz verschlafen nach etwa 250 Tagen (je nach Termin von Rosenmontag oder Aschermittwoch) vor dem Rathaus in der Altstadt der „Hoppeditz“. Tausende Jecken sind schon ganz erwartungsfroh und stundenlang durchgeschunkelt, wenn der Narr dort vor ihnen im rotweißen Kostüm zu neuem Leben erweckt wird durch den Narrenruf, der nun bis Aschermittwoch durch die jeweilige Karnevalssession hallen wird: „Düsseldorf Helau!!!“
„Wat bin ich noch verschlafen“, sagt der Narr mit einem Spiegel bewaffnet in der Hand und beginnt zur Freude aller den Herrschaften im Rathaus die Leviten zu lesen. Die
Landesregierung und andere große Ereignisse im Lande bekommen ihr Fett weg bevor dann der Oberbürgermeister seine Gegenrede hält. Danach wird in der ganzen Altstadt, auf dem Burgplatz und vor dem Rathaus kräftig weitergeschunkelt.
Am folgenden Tag wird bei vielen Karnevals-Gesellschaften die Session eröffnet mit Biwak, Sitzungen, Proklamationen, Präsentation des Sessionsliedes und der Rosenmontagskostüme. Etwa zwei Monate später wird das neue Prinzenpaar, Prinz und Venetia, inthronisiert.
Auch in den angrenzenden Städten gibt es einen Hoppeditz, z.B. in Hilden, Neuss und Langenfeld, oder Figuren wie „Schelm“ in Monheim und „Balderich“ in Mönchengladbach, die eine ähnliche Funktion wie der Hoppeditz haben.
DENKMAL FÜR HOPPEDITZ:
Hoppeditz hat in Düsseldorf ein hohes Ansehen genossen, dass man ihm im Jahre 1841 auf dem Carlsplatz ein Denkmal setzte. Als typische Düsseldorfer Narrenfigur hatte er Vorfahren bei den Hofnarren, eine Verwandtschaft mit Till Eulenspiegel oder dem schon früh in der rheinischen Fastnacht bekannten Hanswurst. Beim einfachen Volke war er auf jeden Fall sehr beliebt. Das Denkmal bestand aus einem Sockel, zu dem 5 Stufen hinaufführten. Vier bunte Säulen trugen einen viereckigen Baldachin auf dessen Seitenflächen Szenen aus einem Hoppeditz-Lied aufgemalt waren. Künstler dieser Motive waren Andreas Achenbach, Wilhelm Camphausen und Emanuel Leutze. Über diesem Baldachin war eine riesige Schellenmütze auf einem Glückswürfel angebracht. Windmühlen und Flaschen waren ringsherum auf dem oberen Rand plaziert. Unter dem Baldachin aber stand nun die lebensgroße Figur des Narren mit einem Weinpokal in der Hand auf einem Fass. Die „Hoppeditz-Hymne“ war schon 1829 in dem Liederbuch „Schellenklänge“ erschienen, inmitten von Karnevalsliedern von Hoffmann von Fallersleben, Freiligrath oder Müller von Königswinter. Am Karnevalsdienstag haben auf dem Carlsplatz Ritterspiele stattgefunden, so zeigt es auch
Dazu gibt es einen kolorierter Kupferstich z.B. aus dem Jahr 1825 „DÜSSELDORFER RITTERSPIEL zur Fastnachts Feijer 1825“.
Hoppeditz-Erwachen wurde bis 1936 in den Sälen gefeiert, z.B. im Stadttheater oder im Apollo-Theater. Auf Initiative vom Präsidenten des Karnevalsausschusses der Stadt Düsseldorf, Leo Statz, feierte man 1937 zum ersten Mal vor dem Schlossturm am Burgplatz das Erwachen von Hoppeditz wie ein großes Volkfest. In den Nachkriegsjahren wurde dann auf dem Marktplatz der Narr nach vielen Monaten zum jährlich zum Leben erweckt.
Das Ende des Hoppeditz wird jeden Aschermittwoch mit einer illustren Trauergemeinde und „herzzerreissenden“ Abschiedsfeiern zelebriert. Um 11:11 Uhr kann jeder der Hoppeditz-Beerdigung beiwohnen im Garten des Stadtmuseums. Am besten zieht man sich, wenn man diesem Schauspiel beiwohnen möchte, die üblicherweise schwarze Trauerkleidung an und schluchzt aus tiefstem Herzeleid.
Es werden dann Sarg und Hoppeditz-Figur verbrannt, schluchzende Witwen und trauernde Gefolgsleute zücken ihre Taschentücher, und die Tränen sind so echt wie die Getränke, die dann das Trauervolk zu sich nimmt.
Ort: Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2, 40213 Düsseldorf. Einlass ist ab 10:11 Uhr.
Dieser gemeinsamen Veranstaltung von Düsseldorfer Narrencollegium, Düsseldorfer Spiesratze, Heimatverein Düsseldorfer Weiter und Stadtmuseum Düsseldorf folgen abends noch weitere Beerdigungs-Feierlichkeiten mit traditionellen Fischessen, veranstaltet von verschiedenen Karnevalsfreunden in verschiedenen Stadtteilen.
Auskünfte geben hierüber die Internet-Informationen des Comiteés Düsseldorfer Carneval.
Detail-Informationen erhält man auch von den Vereinen selber.
Nach einem offiziellen Fischessen am Aschermittwoch, mit dem die Fastenzeit begann, zog in früheren Jahren ein „wunderlicher Fackelzug“ zum Carlsplatz. Dabei hatten alle Teilnehmer ihre Mäntel gewendet, also das Futter nach außen getragen, um so ihre Trauer zu demonstrieren. Auf dem Carlsplatz wurde dann eine mitgeführte Strohpuppe, die den Hoppeditz verkörperte, unter jammernden und tränenreichen Worten verbrannt.Auf den Straßen wurde getanzt und einer der Abgesänge wurde tituliert mit „Lommer nomal hullala“.
Danach gab es in den zahlreichen Gaststätten das übliche Ertränken der Trauer über diesen herben Verlust.
Aber auch die Vorfreude auf die nächste Session soll schon begossen worden sein!
Mit dem Hoppeditz wird auch entgültig die Herrschaft eines Art Wintergottes zu Grabe getragen.
Hoppediz-Wache
Damit dem Hoppeditz auch weiterhin seine Meinungsfreiheit und seine Respektlosigkeit nicht vorzeitig zum Verhängnis werden, er macht sich sicherlich auch manche Feinde, ist im Jahre 2005 am 11. November um 11:11 Uhr im „Schumacher“ von elf Freunden der Karnevalsverein „Hoppediz-Wache“ (ohne „tz“) gegründet worden. Ziel des Vereins: „Wir wollen das Wissen um den Hoppeditz vergrößern, damit er im Gespräch bleibt.“ So gab es der Vorstand des neuen Vereins zu Protokoll. Dabei soll auch außerhalb der Session die Tradition des Hoppeditz hochgehalten werden. Und wenn die Jeckenzeit begonnen hat, dann „wollen wir keinen Lackschuh-Karneval, sondern bürgerlichen Karneval mit viel Freude!“
Kontakt und Informationen:
„Hoppediz-Wache“, Schüßler Straße 8, 40474 Düsseldorf
Prof. Dr. Klaus Brandmeyer, Tel. 0211-4530146
Warum gerade die „Elf“ eine bedeutende Rolle im Karneval spielt:
Alois Döring vom Amt für Rheinische Landeskunde hat mehrere Versionen für die närrische Zahl „Elf“ parat. Einmal bezieht er sich auf den französischen Code Civil, in dem es u.a. im 11. Kapitel des 1. Bandes um Gesetzesvorschriften für Wahnsinn und Raserei geht, auch als „Narrenparagraph“ bezeichnet. Dann bezieht er auch den Wahlspruch der französischen Revolution mit ein, dort heißt es ja „Egalité, Fraternié, Liberté“, in anderer Reihenfolge also mit den Anfangsbuchstaben „E-L-F“. Genauso könnte der Ursprung in der Bedeutung des Zahltages für Zinsen und Pacht liegen, der früher auf dem 11.11. datiert wurde. Und wenn man etwas ausgezahlt bekommt, dann kann gefeiert werden! „11 Uhr 11“ könnte ebenso eine ähnliche Wortspielerei sein wie wir heute sagen: „es ist 5 vor 12“, also kurz vor einer wichtigen Sache. Vielleicht liegt aber auch die Regierungszeit Düsseldorfer Landesherren aus dem Hause Kleve zugrunde, die zwischen 1511 und 1609 regierten.
Bei dem Altstadt-Chronisten Theo Lücker findet sich diese Herleitung, die aber umstritten ist:
„Die Zahl „elf“ erlangte dadurch närrische Bedeutung, dass Graf „Alef“ (Adolf) von Cleve an einem 11. 11. als Elfter die Gründungsurkunde einer „Geselschap van den Gecken“ im Jahre 1381 unterschrieb. Dies ist demnach die älteste Karnevalsgesellschaft am Niederrhein. Sie wählte den Wahlspruch Ey – lustig – fröhlich! – also E-L-F. Von Cleve aus hat sich diese Gesellschaft in adligen Kreisen über den ganzen Niederrhein verbreitet.“
Warum heißt die Figur „Hoppeditz“?
Bei der Schreibweise mit „tz“ oder nur „z“ streiten sich die Gelehrten, meistens wird er jedoch mit „tz“ geschrieben. Hoppeditz soll von „Hippe-Dotz“ kommen, wobei eine „Hippe“, die Ziege war, die als Haustier gehalten wurde und „Dotz“ die Spiel-Murmel der Kinder war.
Was aber wahrscheinlicher war, ist die Herleitung vom „Hoppen“ eines Narren, also das „Hüpfen“, und die Bezeichnung „Diz“/“Ditz“, für eine kleine Person, Knirps oder auch Kind.
Unter „Hoppen-Ditz“ findet man im Rheinischen Wörterbuch die Erklärung „Kindskopf“.
Närrische Parolen / Sessionstitel
1928 Düsseldorf wie et wor, wie et es, wie et wöhd 1929 Karikadz oder Die Karikatur der Zeit 1930 Märchen 1931 Nu, wat denn… 1932 Kein Rosenmontagszug, daher kein Motto 1933 Et wöhd besser 1934 Alles onger ene Hoot 1935 Von Jan Wellem bis heut, mer krije Freud 1936 Düsseldorf mäkt mobil 1937 Lachendes Volk 1938 Jeck von Z - A 1939 Drunter und drüber-VErboten-erlaubt? 1940 - 1945 Kriegsjahre, kein Motto 1946 Kein Rosenmontagszug, daher kein Motto 1947 Alles Zirkus 1948 Mir sind widder do 1949 Närrische Parade 1950 Has du en Ahnung - alles Planung 1951 Lachen über alle Grenzen 1952 Ganz Düsseldorf schlägt Rad 1953 Kongress der Narretei 1954 Schlaraffenland Düsseldorf 1955 Weltgeschehen - närrisch gesehen 1956 Närrischer Paprika 1957 Vom Neandertaler zum Steuerzahler 1958 Jan Wellem und seine Söhne 1959 Märchenzoo Düsseldorf 1960 Das ist der Gipfel 1961 Wenn wir alle Engel wären 1962 Karneval International 1963 Man soll es nicht für möglich halten 1964 Zu schön, um wahr zu sein 1965 Das darf nicht wahr sein 1966 Freude für die ganze Welt 1967 In Düsseldorf geht`s rund 1968 Mensch, ärgere dich nicht 1969 In der Narrheit liegt die Wahrheit 1970 Treffpunkt der Welt 1971 Düsseldorf im Jahre 2000 1972 Närrisches Spiel ohne Grenzen 1973 Märchen aus “1001 Nacht” 1974 Heut` und anno dazumal - Modestadt im Karneval 1975 Kinder, wie die Zeit vergeht 1976 Festival der Freude 1977 Närrischer Klimbim 1978 Darum ist es am Rhein so schön 1979 Düsseldorfer Milieu - vom Schlossturm bis zur Kö 1980 Lommer op`m Teppich blieve 1981 Ich weiß nicht, was soll es bedeuten 1982 M´r moss och jönne können 1983 Lott d`r Mot net senke 1984 Alles Theater, Theater… 1985 Mer make jet met 1986 Was uns noch alles blüht 1987 699 Jahre blühende Phantasie 1988 Düsseldorf - je öller, je döller 1989 Dat mer dat noch erläwe dürfe 1990 Von nix kütt nix 1991 Wie einst im Mai 1992 Endlich widder jeck 1993 Ejal wat dröckt - et wöhd jejöckt 1994 Die Welt lacht und tanzt in Düsseldorf 1995 Nase voll - trotzdem doll 1996 Der Globus eiert - Düsseldorf feiert 1997 Dat schlucke mer och noch 1998 Mer trecke all an eene Strang 1999 Jätz wöhd noch flöck de Mark verjöckt 2000 Mer jubiliere on fiere 2001 Jede Jeck is anders 2002 Närrische Olympiade in Düsseldorf 2003 Läwe on läwe lasse 2004 Wat kütt, dat kütt 2005 Düsseldorf-bunt wie die Welt 2006 Nit quake – make 2007 Düsseldorfs närrische Illusionen